Die Pandemie aus Sicht eines Rettungssanitäters

Eine Zeitreise in die jüngste Vergangenheit

Die Corona-Pandemie betrifft jeden von uns, weltweit, und damit erst recht auch jeden von uns in unserem eher kleinen Deutschland. Über 80 Millionen Menschen die in den verschiedensten Formen von dem Coronavirus selber oder den politischen Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus betroffen sind. Jeder von uns hat seine eigenen Erfahrungen, Meinungen sowie vielleicht auch Lösungsansätze mit der Situation umzugehen.

In der medialen Welt wird meiner Meinung nach seit 2 Jahren fast immer nur „über“ die Menschen gesprochen: Die Politik und deren Experten sprechen über die Opfer der Pandemie, über die überlasteten Familien, über die überforderten Mitarbeiter*innen im Gesundheitswesen. Die „großen“ Medien, bis Corona kaum in Frage gestellt, recherchieren kaum noch sondern fungieren lediglich als Sprachrohr der Politik und berichten automatisch auch wieder nur „über“ Menschen, und das auch nur wenn diese ins politisch gewünschte Weltbild passen.

Die Menschen selber werden selten in die mediale Öffentlichkeit gelassen, die „alternativen“ Medien übernehmen die Arbeit des investigativen Journalismus, kämpfen dabei aber gegen die Blockade und Diffamierung der „alten“ Welt. Ich möchte auf dieser Seite auch und vor allem die Menschen selber zu Wort kommen lassen.

Stefan ist seit Jahren Rettungssanitäter und hat in diesem Beruf seine Berufung gefunden. Stefan ist mir persönlich bekannt. Seinen Wunsch nur mit dem Vornamen genannt zu werden kann ich sehr gut nachvollziehen, zu tief ist mittlerweile die Spaltung in unserer Gesellschaft vorangeschritten. Stefan nimmt uns mit auf eine Zeitreise vom Frühjahr 2020 bis heute:

„Da ist sie nun. Die Corona-Pandemie, von der ich bislang nur aus dem Fernsehen gehört oder in
der Zeitung gelesen hatte, hat uns erreicht. Auf meinem Melder ist zum ersten Mal der Hinweis
„Cave: COVID positiv“ zu lesen.
Einen schlechten Allgemeinzustand solle unser Patient haben, wir befanden uns auf Anfahrt mit
Sonder- und Wegerechten.
Der große Ausbruch in Italien war aktuell, präsent die in den Medien gezeigten Bilder von
unzähligen Leichen in LKW. Die Krematorien sollen überlastet sein, das Virus hängt sich sogar an
Schuhe und weitere Schreckensmeldungen. Entsprechend mulmig war auch mein Gefühl, ich
machte mir Gedanken, Sorgen. Was passiert, wenn ich das Virus abbekomme und nach Hause
trage, Familie und Freunde anstecke?
Entsprechend waren die zu treffenden Vorsichtsmaßnahmen extrem. Vollschutz-Isolationsanzüge,
Brillen, FFP2-Maske, Handschuhe und Überzieher für die Rettungsdienststiefel.
Wie froh ich war, als sich uns ein fußläufiger, kreislaufstabiler Patient offenbart, der mit
ausgeprägten, aber grippeähnlichen Symptomen gerne ins Krankenhaus wollte. Glück gehabt,
gedanklich war ich schon auf eine Reanimation, oder mindestens auf nötige Arbeiten in direktem
Kontakt zum Patienten eingestellt.
Auf dem Weg zum Krankenhaus stellte sich herau
s, dass nicht nur wir großen Respekt vor einer
Ansteckung hatten, sondern sich der Patient primär aus Angst vor einer Verschlimmerung, von
der man schon so oft gehört hatte, rein präventiv lieber in stationäre Behandlung begeben wollte.
Unter normalen Umständen, wäre es eine Grippe, hätte ich ihn mit seinen überschaubaren
Symptomen ungern in ein Krankenhaus gebracht. Weil Krankenhäuser seit vielen Jahren
andauernd unterbesetzt sind, deswegen wäre er auch kaum stationär aufgenommen worden.
Aber wir haben Corona, das änderte das Ganze.
Unser RTW ging danach außer Dienst, wurde vollständig desinfiziert und war erst nach
sechzigminütiger Einwirkzeit wieder einsatzbereit.
Das war Anfang 2020.
Ich, in meinen Vierzigern, war nach vielen Jahren in einem kaufmännischen Beruf, der mich nie
wirklich befriedigte, schon vor einiger Zeit mit dem Rettungsdienst in einem Bereich
angekommen, den ich als meine Berufung bezeichnen würde. Man sieht Menschen sterben.
Meistens solche, die sowieso am Ende ihrer Lebenszeit angekommen waren, aber auch mal zu
junge, nach Unfällen oder anderen Schicksalsschlägen. Auch schon vor Corona kam ich
regelmäßig in Kontakt mit Patienten, die auf irgendeine Art und Weise infektiös waren, mit MRSA,
MRGN, Pseudomonas, Noro, Chlostridien, der Grippe, offener Tuberkulose, ein Mal sogar Malaria
und anderer schlimmer Dinge. Man hat ständigen Kontakt zu sämtlichen Körperflüssigkeiten, von
denen Blut noch das kleinste Übel ist. Dafür muss man wohl geschaffen sein, ich bin es.
Deswegen habe ich auch keinen Zweifel an meiner Tätigkeit gehabt, als wir im weiteren Verlauf
des Jahres in vielen Altenheimen einen Corona-Ausbruch erlebten, die Fallzahlen schossen in die
Höhe, die Sterbezahlen stiegen überschaubar. Teilweise waren praktisch alle Bewohner und
Mitarbeiter eines Heims betroffen.

Um die Versorgung der Patienten weiter sicherzustellen, durften (oder sollten) infizierte Mitarbeiter
weiterhin arbeiten. Gleiches galt auch für die Krankenhäuser. Man sollte dann eben eine FFP2-
Maske tragen und vielleicht noch ein bisschen mehr auf Hygiene achten als sowieso schon.
Nach einem eher ruhigen Sommer fing es mit den kalten Temperaturen in der Saison 2020/21
wieder an, die Fälle häuften sich erneut.
Ein Stammpatient, ohnehin multimorbide und präfinal, müsse wieder einmal ins Krankenhaus,
zusätzlich habe der nun auch noch Corona. Wir haben ihn ins Krankenhaus gebracht, es war klar,
dass das seine letzte Reise wird. Und wenig später tauchte er dann in der Statistik als Corona-
Toter auf.
In diesem Moment stellte ich zum ersten Mal in Frage, ob der wirklich dazu gezählt werden dürfe.
Aber das RKI sagt ja offiziell „An oder mit Corona verstorben“, also ist das irgendwie schon
richtig.

Es kam ein erster Lockdown, der Jahreswechsel, wir hatten weiterhin mit Corona zu tun,
allerdings hatte sich der Umgang damit schon ein wenig normalisiert. Die dramatischen
Prognosen hatten sich nicht bestätigt. Die Menschen, die „an oder mit“ verstorben waren, taten
dies eher „mit“ und waren sowieso am Ende ihrer Lebenszeit angekommen. Die im persönlichen
Umfeld durchgemachten Infektionen verliefen allesamt glimpflich.
Ähnliche Information kamen aus praktisch allen Alten- und Pflegeheimen, in denen weitestgehend
nur die Bewohner verstorben waren, bei denen man sowieso zeitnah davon ausgegangen war. Es
überlebten selbst Menschen, denen ich wegen ihrer Vielzahl von Vorerkrankungen und
Risikofaktoren eine eher schlechte Prognose gestellt hätte.
Die schrecklichen Meldungen von vielen Verstorbenen nach einem Ausbruch kenne auch ich nur
aus der Zeitung, obwohl wir Einsatzbedingt täglich in den Heimen unterwegs sind.
Dem folgend wurden unsere eigenen Schutzmaßnahmen deutlich zurückgefahren. Nur noch ein
Mund-Nase-Schutz, selbst bei gesichert positiven Patienten war nur noch ein Kittel erforderlich
und auch die Aufbereitung der Fahrzeuge nach Infektionsfahrt wurde angepasst.

Als medizinisches Personal hatte ich schon im Frühjahr 2021 Anspruch auf die dann verfügbare
Impfung, verzichtete aber wegen meiner bisherigen Erfahrungen gerne darauf. Zum Einen habe
ich mich kaum zur besonders gefährdeten Gruppe gezählt, zum Anderen hatte ich eine gesunde
Skepsis gegenüber den neuen, in Rekordzeit entwickelten Impfstoffen. Druck, sich impfen zu
lassen oder gar die Androhung von Repressalien gab es zu Anfang überhaupt nicht und da der
Sommer vor der Tür stand, blieben auch die Fallzahlen überschaubar.
Dass die dann mit erneutem Beginn der kalten Jahreszeit wieder ansteigen habe ich erwartet, den
im Laufe des Jahres exponentiell steigenden Druck auf Ungeimpfte nicht.
Aktuell arbeite ich zwei bis drei Mal in der Woche, jeweils im 24-Stunden-Dienst. Bei
üblicherweise acht bis zehn Einsätzen im Rahmen einer solchen Schicht, habe ich in dieser
Saison nur fünf Einsätze im Zusammenhang mit Corona gehabt. Medizinisch nötig, oder Sache für
den Rettungsdienst, war keiner davon. Wie schon zu Beginn der Pandemie haben die Menschen
Angst zu sterben, selbst bei höchstens mittelschweren Symptomen.

Und das ist auch das, was ich in den verschiedenen Krankenhäusern aus meinem und den
umliegenden Landkreisen, die wir je nach notwendiger Fachrichtung regelmäßig anfahren, erlebe.
Selbstverständlich sind die Häuser mal an der Belastungsgrenze oder sogar darüber.
Selbstverständlich werden Patienten auf ihren Tragen auf dem Flur geparkt, bis sie weiter
behandelt werden können. Nur ist das nichts Neues, daran ist nicht Corona, sondern eine schon
länger in die falsche Richtung steuernde Politik Schuld.
Eine in gewissem Rahmen zunehmende Belastung der Krankenhäuser gibt es aber doch. Die in
zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung stehenden Beschwerden. Herzinfarkte,
Rhythmusstörungen, Schlaganfälle und Einiges mehr. Im Gegensatz zu denen, benötigen die in
letzter Zeit in einem Maße, das ich vorher so noch nicht erlebt habe, versterbenden Menschen, oft
zwischen 45 und 55 Jahre alt, kein Bett im Krankenhaus mehr.
Ich habe das Gefühl, in einer Parallelwelt zu leben.

Was erlebe ich noch?
Weinende Auszubildende zur Gesundheits- und Altenpflegerin, die mit der anstehenden
Impfpflicht den Beruf nicht mehr ausüben können oder wollen, den sie sich ausgesucht haben.
Fachkräfte auf den Stationen, die lieber kündigen, als sich impfen zu lassen. Stationsleitungen,
die Angst vor dem Personalverlust haben und deswegen die Infektion empfehlen, um als Genesen
zu gelten. Das sind in Summe nicht nur 10 Prozent der Beschäftigten. Die Angst vor den
Maßnahmen ist größer als die vor COVID-19.
Und wer jetzt denkt, dass eine allgemeine Impfpflicht dieses Problem lösen könnte, sollte lieber
darüber nachdenken, warum der Anteil derer, die sich nicht impfen lassen möchten, gerade in
diesen Berufen durchaus hoch ist.
Ich berichte hier ausnahmslos aus meiner eigenen Erfahrung! –
Stefan“

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